Ist eine hauseigene Wasseraufbereitung notwendig?

Wasseraufbereitung
Wasseraufbereitung Fotolia.de #259636230 | Urheber: Siegi
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Sauberes Trinkwasser ist überlebenswichtig für Pflanzen, Tiere und Menschen; immerhin bestehen Mensch und Tier zu 60 bis 70 % aus Wasser, Pflanzen sogar aus bis zu 98 %. Im Notfall ist es dem Menschen durchaus möglich mehrere Wochen ohne Nahrung zu überleben, ohne Wasseraufnahme würde er aber bereits nach einigen Tagen sterben.

Das am besten kontrollierte Lebensmittel

In vielen Teilen der Welt ist Trinkwasser noch immer ein knappes Gut, auch hierzulande zeichnen sich mittlerweile Probleme ab. Schadstoffe, insbesondere Nitrat aus der Agrarindustrie haben das Grundwasser in vielen Teilen Deutschlands bereits stark belastet und verunreinigt. Trinkwasser wird aus Grund-, Quell-, und Oberflächenwasser gewonnen. Damit es ungefährlich genossen werden kann, müssen vorhandene Fremdstoffe zunächst aus dem Wasser gefiltert werden. Hier kann man sich verschiedener Verfahren bedienen. In Deutschland ist der Betrieb von Wasserwerken, die das Wasser zu Trinkwasser aufbereiten, von Bundesland zu Bundesland anders geregelt. Teilweise werden sie von den Kommunen selbst, von Wasserverbänden, Wassergenossenschaften oder auch privaten Unternehmen betrieben. Leitungswasser gilt in Deutschland als das am besten kontrollierte Lebensmittel. Die Bestimmungen hierzu sind in der Trinkwasserverordnung geregelt. Dennoch ist das keine Garantie dafür, dass aus dem heimischen Wasserhahn auch tatsächlich reines Trinkwasser strömt. Grund dafür ist zum einen, dass die Wasserwerke das Wasser oft nicht restlos von Belastungen (Medikamentenrückstände, Nitrit etc.) reinigen können und zum anderen, dass die hauseigenen Rohrleitungen selbst belastet sein können.

Ab Hausanschluss selbst verantwortlich

Die örtlichen Wasserwerke sind nur bis zum Hausanschluss für die Qualität des Leitungswassers verantwortlich, ab dann ist jeder Hausbesitzer selbst zuständig. Wenn also Schadstoffe aus den hauseigenen Rohrleitungen austreten und das Wasser verunreinigen, kann es kritisch für die Bewohner werden. Insbesondere in Altbauten sind häufig noch Bleirohre vorhanden, welche Blei an das Wasser abgeben. Bei Neubauten hingegen werden keine Bleirohre mehr verbaut. Weitere häufige Schadstoffe aus hauseigenen Rohrleitungen sind darüber hinaus Kupfer, Nickel, Kalk, Rost oder Cadmium. Welche Möglichkeiten haben Hausbesitzer, wenn sie auf Nummer sicher gehen wollen, dass das Leitungswasser so rein wie möglich aus dem Wasserhahn strömt?

Arten der Wasseraufbereitung

Grundsätzlich unterscheidet man 3 verschiedene Verfahrenswege:

  • mechanische Aufbereitung (Rechen, Filter, Siebe)
  • physikalische Aufbereitung (Belüftung, thermische Einwirkungen, Sedimentation etc.)
  • chemische Aufbereitung (Oxidation, Desinfektion, Ionenaustausch, Aktivkohle, Umkehrosmose)

Für den Gebrauch im eigenen Zuhause stehen folgende Möglichkeiten der Wasseraufbereitung zur Verfügung:

Aktivkohlefilter

Aktivkohlefilter sind eine günstige und weit verbreitete Möglichkeit das Leitungswasser zusätzlich zu filtern. Allerdings kann Aktivkohle ausschließlich einige große, unpolare organische Inhaltsstoffe aus dem Wasser filtern. Dazu zählen beispielsweise Pflanzenschutzmittel, Medikamente oder chlorierte Kohlenwasserstoffe. Schwermetall-Ionen wie Blei Nitrat oder Kalk lassen sich nicht mit Aktivkohle aus dem Wasser filtern.

Destilliergeräte

Destilliergeräte filtern zwar alle Schadstoffe mit einem höheren Siedepunkt als 100 Grad aus dem Wasser heraus. Durch Erhitzen des Wassers verdampfen die Wassermoleküle und werden in ein anderes Gefäß geleitet. Schadstoffe mit einem niedrigen Siedepunkt, bspw. Lösemittel, können dabei nicht extrahiert werden.

Ionenaustausch

Mit einem Ionentauscher lassen sich anorganische, polare Ionen dem Wasser entziehen und durch andere austauschen. Hartem Wasser kann auf diese Art und Weise Kalk entzogen und gegen Natrium getauscht werden. Wenn Ionentauscher allerdings nicht regelmäßig betrieben werden können sich Keime bilden. Bei kleineren Tischgeräten für den privaten Gebrauch müssen die Filterpatronen regelmäßig getauscht werden.

Umkehrosmose

Die Osmosefiltration mittels der Umkehrosmose geht über die konventionelle Aufarbeitung hinaus und kann wesentlich mehr Fremdstoffe (Kalk, Pestizide, Medikamentenrückstände, Schadstoffe) aus dem Wasser herausfiltern. Bei diesem Verfahren wird das Rohwasser durch eine synthetische, halbdurchlässige Membran gepresst. Diese Membran ist für Wassermoleküle durchlässig, nicht aber für Salze und andere Fremdstoffe. Zwar ist diese Art der Wasseraufbereitung vergleichsweise aufwendig, am Ende des Prozesses erhält man jedoch nahezu 100 % reines und sauberes Wasser, das sogenannte Osmosewasser. Weitere Informationen zur Umkehrosmose unter folgendem Link.

Mikrofilter

Mikrofilter können einfach an den Wasserhahn angeschlossen werden und halten zuverlässig Bakterien zurück. Dies wird durch mikroporöse Hohlfasermembranen erreicht. Solche Mikrofilter benötigen einen Wasserdruck von mindestens 2 bar. Nitrat, Pestizide oder Chlor können nicht mit Mikrofiltern herausgefiltert werden. Dennoch machen solche Filter, insbesondere auf Reisen Sinn.

Grundsätzlich ist Leitungswasser in Deutschland wie bereits erwähnt das am besten kontrollierte Lebensmittel. Die verbleibenden Verunreinigungen (Nitrit, Medikamentenreste etc.) sind in einem verschwindend geringen Anteil vorhanden, sodass das Leitungswasser bedenkenlos getrunken werden kann. Prinzipiell ist eine hauseigene Wasseraufbereitung also nicht notwendig, wer aber auf Nummer sicher gehen will, hat diverse Möglichkeiten sein Leitungswasser zusätzlich aufzubereiten. Welche Methode im Einzelfall am sinnvollsten ist, hängt von den eigenen Ansprüchen sowie dem vorhandenen Budget ab.